Der Fluch des Poeten

I.
Unterm Kreuz der Materie
Haben Güter ihren Preis.
Das Glück erscheint im Sommerkleid.
Doch kommt die Winterzeit,
Wie jedermann weiß.

II.
Ist die Sichel kräftig
Durch den Klee gerauscht,
Duftet das Gras ganz frisch –
Schon kommt irgendwer daher,
Behauptet die Wiese sei sein.
Man selbst hat nix im Tausch:
Ist bloß ein armer Poet,
Der gern den Rasen mäht,
Wo ein Anderer
Die Saat gesät.

III.
So einer spricht:
Bin bloß ein Poet,
Der auf Deinem Rasen steht.
Bin nicht so ein Typ,
Der ewig durch die Lande streicht
Bin ans Ziel gelangt,
Die Scholle ist erreicht.

IV.
Dir bleiben Haus und Hof,
Nur halt nicht das Gras,
So schön feucht und nass.
So einer erntet
Doch nur kalten Hass.

V.
Der Eigner ruft:
Verpiss Dich, such Dir
Einen andern Ort!
Da geht der Poet
Ich aber sehe
Von entferntem Fleck,
Wie so allmählich
Das Gras verdorrt.
Und eines nicht allzu fernen Tages
Bin auch ich weg.

A.R.

4.2.17