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Baumgartner Höhe – Aus meiner Feder

Baumgartner Höhe

 Die Tochter, die noch da ist, wacht am Bett,

Die Mutter hält mit Händen überkreuz den Hals bedeckt,

Die Rötungen, die Kerben hat sie mit Nivea eingecremt.

Ihre Glockenstimme fabuliert,

Wie schön sies bei der Tochter habe,

Ihr Plauderton verbrämt,

Dass sie noch gestern mit dem Kabel

Um den Hals herum hantierte.

 

Vier Jahre siecht sie nun im Heim.

Für ihre Ärzte scheint ein Schub Demenz verantwortlich zu sein,

Dass sie sich wiederum daheim bei ihrer Tochter wähnt.

In ihrem rheinischen Akzent,

Dem Singsang einer Lerche gleichend,

Gibt sie aber denen, die verstehen wollen, zu verstehn

Und will mit allen Mitteln sie erreichen,

Dass ihr Kind sie wieder aufnimmt; sie ist kaum dement.

 

Die andre Tochter ist anderswo, ist nicht mehr da,

Ging wies heißt freiwillig aus dem Leben vor nem Jahr.

Erst gestern jährte sich ihr Todestag.

Der Mutter, angeblich so vergesslich, ist das arg präsent.

Der Richter, der sie anhört, spricht, dass sie zu ihrem Schutz

Im Spiegelgrund zu bleiben hat,

Wobei natürlich keiner hier verkennt,

Dass dieser Klinikaufenthalt im besten Fall der Klinik nutzt.

 

A.R.