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Thomas Bernhard geifert gegen Bob Dylan – Aus meiner Feder

Thomas Bernhard geifert gegen Bob Dylan

Es ist nicht kein Ding, sondern ein Unding, dass nicht nur ein englisch sprechender – was bitte sollte ein Englischsprachiger sein außer einem Wortungetüm? -, sondern gar ein amerikanisches Englisch sprechender Literat, der nahe an nichts geschrieben hat außer einem Haufen Lieder, die er vornehmlich durch seine eigene Stimme immer wieder selbst geschreddert hat – und in dem Grummeln Glenn Goulds zu den Goldberg Variationen steckt mehr Gesang – den Literaturnobelpreis, bei dessen Verleihung, wenn es gerecht zuginge, ausschließlich deutsch schreibende Literaten zum Ziehen kommen dürften und unter denen wiederum keine Piefkes, weil sie ja zum Zuge kommen würden, worin sich ihr mangelndes Sprachgefühl bereits ein für allemal manifestiert, nicht nur entgegen genommen, sondern ihn sich in der allerunverschämtesten Weise hat hinterher tragen lassen. An diesen vollkommenen Niedergang einer ohnehin zweifelhaften Institution, des Nobelpreiskomitees, das in seiner Konstruktion nach Art eines Luftschlosses nicht einmal den Vergleich mit der österreichischen Monarchie zu scheuen braucht, an diesen nahezu grandiosen Akt der Selbstzerstörung erinnern heuer die Feierlichkeiten zum 80sten Geburtstag von diesem Literaturnobelpreisersitzer Bob Dylan, von dem wir einzig wissen, dass sein Name nicht Bob Dylan ist und naturgemäß auch nicht Henry Porter.

Es ist jedenfalls vollkommen grotesk, dass dieser herumzigeunernde Jude, wie ihn einmal ein am Bodensee noch immer und vermutlich zu seinem eigenen Entsetzen noch immer lebender und herumlungernder deutscher und also minderbemittelter Kollege – aber beleidigen auf engstem Raum in verschiedene Richtungen ausspuckend, das können die Deutschen, darin sind sie noch immer unübertroffen! -, wie ihn also diese Walze mit dem lutherischen Vornamen aus Ärger darüber, dass seine Tochter Franziska die G’schichteln von diesem Alias Dylan tatsächlich interessanter fand als die Novellen ihres Herrn Papa, die einzig aus dem Motiv Anderen oder sich selbst eins auszuwischen geschrieben worden sind, bei denen es sich also um Klatscherzählungen handelt, bezeichnet hat, dass also dieser herumzigeunernde Jude, der er wohlmöglich tatsächlich ist, zumal er sich hat taufen lassen auf den Namen Robert Zimmermann, offenkundig, um eine ruhmreiche Sesshaftigkeit vorzutäuschen, sich vor einigen Jahren bei sich zu Hause, wo immer das sein mag, New York oder Malibu oder on the road in seinem gottverfluchten Tourbus, Tee oder seinen eigenen Whiskey namens Heaven’s Door trinkend und dabei vor dem TV abhängend, den Nobelpreis für Literatur unter seine schmutzigen Nägel gerissen hatte. Gleichermaßen grotesk, allerdings mangels Alternative ebenso zwangsläufig hat sich dieser daher gelaufene Strolch auf die Tradition William Shakespeares berufen, denn eine andere Tradition in der englisch-amerikanischen Literatur ist nicht vorhanden, außerhalb jenes Dramatikers von Weltrang, der in Wahrheit der einzige bedeutende Dramatiker der Neuzeit überhaupt ist – denn Schiller war auch ein Strolch und Goethe staatstragend, also vollkommen unmöglich – gibt es in der angelsächsischen Literatur nichts weiter als ein ungeheuer großflächig geratenes waste land, wobei außer Frage steht, dass William Shakespeare niemals den Literaturnobelpreis angeboten geschweige denn angenommen hätte zu seiner Zeit, weil er, wie dieser Shakespeare andauernd im Munde führende Strolch ganz richtig sagt, ausschließlich mit Stückeschreiben für das gemeine Volk beschäftigt war, das Komitee hingegen ausschließlich mit der Sichtung seiner eigenen Nobilität.

Wenn es also jemals in der Möglichkeit , welche tatsächlich und von vorn herein eine Unmöglichkeit gewesen ist, gestanden hätte, dass das Nobelpreiskomitee aufgrund eines aus seiner Sicht kolossalen Fehlgriffs mir, Thomas Bernhard, den Nobelpreis für Literatur angetragen hätte, so hat das Komitee sich, indem es über diesen Dylan, bei dem es sich nicht einmal um jenen anständigen irischen Säufer Thomas Dylan, sondern um einen Bourbonwhiskeyproduzenten, Trinker und nebenbei auch Kiffer handelt, der es aus unerfindlichen Gründen trotz einer Histoplasmose in sein 80stes Lebensjahr geschafft hat, das Los geworfen hat, endgültig der Möglichkeit beraubt, dass ich aus menschlicher Schwäche ihren Schmeicheleien und den Annehmlichkeiten von achthunderttausend Dollar auf einem Schweizer Nummernkonto nachgegeben und den Nobelpreis tatsächlich angenommen hätte. Ich denke, nein ich bin gewiß, dass niemand, weder innerhalb noch außerhalb des Komitees, diese Konsequenz bedacht hat, welches nichts weiter ist als eine weitere Leichtfertigkeit in einer Welt der Leichtfertigkeiten, einer Welt, aus der ich mich längst verabschiedet habe, lungenkrank, morbid und ungeimpft.

A.R.

27. Mai 2021