Die Zeiten die sind sich am Ändern

 
 Kommt her mal Leute
 Wo immer Ihr stromt
 Und gebt zu dass die Flut
 Euch näher kommt
 Und murrt nicht Euer Anzug
 Bleibt nicht verschont
 Da gilts keine Zeit drauf verwenden
 Wer jetzt nicht loslegt und schwimmt
 Der versinkt prompt
 Denn die Zeiten die sind sich am Ändern.
  
 Kommt Stückeschreiber
 Die mit nem Stift prophezein
 Reißt mal die Augen auf
 Einmalige Gelegenheit
 Plappert nicht gleich los
 Gebt dem Rad zum Drehn Zeit
 Wens erkiest weiß nicht Wahrsagerei
 Gewinner sind Verlierer von einst
 Denn die Zeiten die sind sich am Ändern.
  
 Kommt Bonzen, Genossen
 Hört aufs Geläut
 Steht nicht rum im Foyer
 Den Eingang den räumt
 Wens trifft das ist der
 Sich nicht zeitig zerstreut
 Krieg tobt im Bund, in Ländern
 Es gibt Fensterstürze Umsturz dräut
 Denn die Zeiten die sind sich am Ändern.
  
 Kommt Mütter und Väter
 Quer durch das Land
 Lasst das Mäkeln
 Es fehlt Euch an Verstand
 Die Söhne, die Töchter,
 Gebt sie aus der Hand
 Eu’r Pfad ist nur zum Schlendern
 Die neuen Straßen sind aus Diamant
 Denn die Zeiten die sind sich am Ändern.
  
 Der Fluch ist geschleudert
 Das Buch gebunden
 Der Lahme wird den 
 Renner überrunden
 Der Zeitgenosse ist schon
 Bald verschwunden
 Da sind neue Zeitenwender
 Das Verlorene wird endlich gefunden
 Denn die Zeiten die sind sich am Ändern.
  
 A.R. 

Gedanken, die hinterrücks verwunden

Mein Vater, jung und blond,
War einfacher Soldat
Im Zweiten Großen Krieg,
Der stattgefunden hat.
Er ließ ein Auge an der Front,
Dann lief er weg
Hinein in einen Steckschuss
Für sein Schulterblatt.
Den Rest vom Dreck
Verbrachte er im Lazarett.

Sein Sohn, schon recht betagt,
Verfehlte seine Zeit,
Verschlief die Pandemie
In purer Müßigkeit,
Zu alt, um alarmiert zu sein
Von dem Geschrei,
Fürs 'Ungeimpft' gabs Platzverweis
Und Gängelei:
Die Pandemie
Lässt sieche Leute nurmehr siech.

A.R. 10.6.22

Bin nicht da

Dort bricht alles ein
Sie ist zu dicht 
Nebenan
Sie greint bei Tag und Nacht
Einen Meilenstein
Entfernt vom Pech
Die Tage Einsamkeit
Da hilft kein Widerstand
Ab und an

Sie könnt ihm Halt gebieten
Fände sie die Zeit
Den Überblick zu kriegen
Auf wen zu achten wär
Und ich geh mit Gott
Wo sie mir begegnet
Gehör ich gar nicht her

Gehöre nicht zu ihr
In keinen Kirchenchor
Sie ein gottverlassner Engel
Hat für mich kein Ohr
Einsame Mystikerin
Sie kommt nicht mehr voran
Bin ich da ist sies zufrieden
Sobald ich fort bin was dann 

Weiß der Himmel die Antwort
Hintergeht sie keinen
Nach Art verlassner Schönheit
Ist sie mein fürs Eine
Ließ ich ab von wegen 
Höherer Moral
Sie haut mich nicht
Ich bin raus, nicht da

Nun greint auch ich
Die Nacht durch gleich der Nacht zuvor
Les auf von der Gosse
Bis hinauf vors Tor
Sie ist lang verlassen
Schweigen legt sich über ihr Los
Nicht mehr zu enträtseln
Sie lächelte Lebwohl

Ansteckend fürwahr
Ganz für mich bestimmt
Doch sie sieht sich
Für ein Höheres bestimmt
Ich renn bis zum Anschlag
Doch nicht als gäbs kein Halt
Und dennoch fiebrig
Bin nicht da bin weg

Nur aus Zerstreuung
Begehr ich ihren Flor
Das sag ich mir selbst
Da brauchts nicht Leonor
Ich empfang Bestätigung
Doch nicht wirklich
Sie ist schön wie einsam
Ängstigt sich im Rampenlicht
Und sie ruft

Sie ist gleich dem Regenbogen
Der gestern erschien
Jetzt setzt sie sich neben mich
Ich wünschte sie blieb
Sie die längst Verlassene
Traut niemand übern Weg
Und ich wär gern bei ihr
Bin nicht da ich geh

Bleiben fällt so schwer
Und ich bleibe da
Schwer und schwebend
Mancher Eindruck unlesbar
Hinterrücks die Art
Sie bricht plötzlich was vom Zaun
Sicher ruft sie nicht aus Hass an
Doch sie macht aus mir nen Clown

Klar Mann ist das richtig
Sagt mir mein Verstand
Man rät mir wie gesagt
Sieh zu gewinn Land
Genauso riet ihr
Die Zigeunerin vor Ort
Wie gerne wär ich ihr ne Hilfe
Doch ich bin nicht da bin fort

20.5.22
A.R.
frei nach Bob Dylans I'm not there

Ankunft Himmel

Die Luft wird langsam schwüler
Bei dem Waten durch das Moor.
Verschwitzte Augen flimmern.
Über mir rumpelt Gott Thor.
Dein Gedächtnis geht ins Dunkel,
Damit kein Jäger danach schießt.
Ich durchstreife dieses schwarze Loch
Für die Ankunft Himmel, bevor dort schließt.

Ich stand wohl mal auf Rügen,
Doch durft ich gar nicht rein.
Mein Aufbruch war abrupt.
Ich sah da bloß den Widerschein.
Du ließest mein Herz bluten.
Nun kipp die Tinte aus, die durch es fließt.
Ich durchziehe dieses tiefe Tal
Für die Ankunft Himmel, bevor dort schließt.

So viel Volks am Bahnsteig
Springt auf den falschen Zug.
Von dem Gleichschritt ihres Herzschlags 
Hat es längst noch nicht genug.
Wenn es "Alles verloren!" heißt,
Geht immer ein "noch mieser", egal wie mies.
Ich durchzieh die Straße übellaunig
Für die Ankunft Himmel, bevor dort schließt.

Ich geh flußabwärts
Runner nach Duisburg.
Die Leute quatschen "wird schon widder",
Doch find ich einfach nicht die Furt.
Ich war hier aufm trip mit Mary McLane,
Sie kifft in ihrem finsteren Verlies.
Ich bin einmal um die Welt, Jungs,
Für die Ankunft Himmel bevor dort schließt.

Ich hau mich in die Flure,
Mit meinen Träumen vereint.
Ich mach die Äuglein zu und rätsel:
Ists echt so hohl, wie mirs erscheint?
Nirgendwo mehr Interrailer,
Alles so geleckt, wohin Du siehst.
Die Zuckerstadt, ich schüttel sie ab
Für die Ankunft Himmel, bevor dort schließt.

A.R. (frei nach Trying to get to heaven von Bob Dylan)
4.4.22

Meistenteils

Meistenteils
Bin ich vollends im Bild.
Meistenteils
Führ ich weiter nix im Schild.
Halt mich an das Vorgegebene
Auf der Höhe, in der Ebene,
Übersehe keinen Stolperstein,
Bemerk nicht mal ihr Wegsein -
Meistenteils.

Meistenteils
Ists sonnenklar.
Meistenteils
Ist gut wies ist, wies war.
Ich habs voll durchblickt, steh stark,
Bin gefasst, gerüstet bis ins Mark,
Vorbei die Agonie,
Ich denk nicht mal an sie -
Meistenteils.

Meistenteils
Seh ich nur nach vorn.
Meistenteils
Bezwing ich meinen Zorn.
Zieh kein Luftschloß hoch, das einkracht,
Ich hüte mich vor dem, was krank macht.
Hab ein Grinsen für Jedermann,
Wie ihr Kuss schmeckt, null Erinnrung dran -
Meistenteils.

Meistenteils
Ist sie völlig aus dem Sinn.
Ich tät sie nicht erkennen
Von so weit, wo ich bin.
Meistenteils 
Frag ich mich schier,
War sie wohl je mit mir,
Was hatt ich nur mit ihr?

Meistenteils
Bleib ich beieinand.
Meistenteils
Klag ich gegen keine Wand.
Hintergeh mich nicht, spiel nicht Versteck,
Ich weiß was ich vergrub, es ist nicht weg,
Ich lass liegen und ich segne,
Ich brauchs nicht, dass ich ihr nochmal begegne -
Meistenteils...

A.R.
20.12.21
frei nach Bob Dylans Most of the time