Der Winter wird noch hart /Der Ofen geht allmählich aus/ Ich hab mir nix erspart/ Die Bundeskasse steht in Trier/Wo eine Jüdin Karlchen Marx gebar/ Wahrscheinlich schon mit Bart.
Das Leben ist oft weniger bunt als grau/ Man trifft es selten genau/ Bloß die Idee davon ist schier/Die höchsten Stellen warnen/Vor Reisen ins Gelobte Land/Dabei hat niemand nach dem Weg gefragt.
Die Leute zählen auf das kleine Glück/Geben Groschen ungern aus der Hand/ Mir fehlt ein Groschen zur Mark/ Drum fang ich auf die alten Tage an/ Mich selber auszugeben.
Auszugeben als Soldat/Und ich erwarte Krieg/Bis dahin mach ich/In der Militärkapelle/Mit bei der Musik/Damit die Armee nicht ausrückt/Bete ich für gute Politik.
Ich gab sogar den Unterhalter/Ging mit Kindern auf ein Karussell/Obwohl mir schwindlig wird/Die Dinger gingen früher nicht so schnell/Doch ist das eine Zeit her/Das lief vor der Pandemie/Und ist für immer um/Die Leute starben einfach damals/Und die übrig blieben lebten weiter/Jetzt geht’s andersrum.
Ich geh als Virologe/Durch den abgesagten Karneval/Ich schaue nach dem Infektionsgeschehen/Das gibt’s sonder Zahl/Und wurde lange übersehen. Jetzt schlägt der Virus Alarm/Und aller Welt Atem bleibt stehen.
Das Parlament ist sogar eingenickt/Vervirte Menschen sehen/Trump vor Biden/Mozart hinter Haydn/Bach vor Telemann/Auch ist Joseph Roth/Schon länger tot/Als Langeweiler Thomas Mann/Und sie vertun sich so/ In ihren Zeiten/ Wie sich Menschen selten vertan/Dylan singt nicht wie Caruso/Apollo spielt nicht wie Pan/ Die meisten sind sterblich/Das ist erblich/Es geht uns an.
Ich geb den orthodoxen Priester/In der abgelegten Anwaltsrobe/Schieb die Sakramente/ Löffelweise in die offnen Münder/Und für die, dies Maul verschließen/Das ist gesünder/Kippe ich den Wein/Genüsslich in mich selbst hinein. Denn Joseph Roth ist tot/ Und Blasphemie/Wird heilig in der Pandemie.
Die Dienerschaft führt aufgebahrt/Und voll mit Alkohol bis in den Arsch/ Mich zu mir nach Haus/Begleitet vom Radetzkymarsch/Der Winter wird noch hart.
A.R. 1.12.20