Schröpfer

Von Johann Georg Schröpfer
War ich einst der Ober.
In Leipzig im Kaffeehaus
Gab es Zunder und Zinnober.
Der Wirt war Zauberer und Okkultist,
Wie keiner sonst im Land gewesen ist.

Ich kannt` ihn noch von Nürnberg
Aus der Breiten Gasse.
Sein Vadder war schon Gastwirt
Mit dem Ende in der Gosse.
Sein Sohn war ein Hallodri vor dem Herrn.
Er ging nur kurz auf, dann fiel sein Stern.

Sein Freund war Apotheker
Johann Heinrich Lincke.
Der mischte ihm das Pulver,
Dem Spektakel seine Schminke,
Damit in Qualm und Spiegeln keiner sah
Das Wirken der Laterna Magica.

Sein Ruhm macht' mich zum Mundschenk
Ja, für Prinzen, Grafen
Und Schröpfer wußte sie
Als Logenbrüder zu entlarven,
Sodass ihr Meister drauf sann, wie man den Mann,
Der Tote beschwört, zum Schweigen bringen kann.

Der Herzog Carl von Curland
Ließ ihn inhaftieren.
Mein Herr war grad im Garten
Mit dem Lincke zum Spazieren.
Der Stadtrat half ihm aus der Patsche raus.
Da lud der Herzog Schröpfer in sein Haus.

Dort ist dem Gaukler Schröpfer
Wohl sein Meisterstück gelungen.
Mit einer Geisterscheinung
Hat er dessen Hof bezwungen.
Der gab ihm Taler haufenweis auf ein Papier,
Das nur im Geiste existiert.

Doch wie der Schwindel aufflog
Lockten die Geprellten
Den Schalk in Leipzigs Auen,
Um die Sache zu vergelten.
Ein Schuß zerfetzt' ihm das Gesicht.
Die Untersuchung bracht' kein Licht.

Die so genannten Zeugen
Von der Loge der Minerva
Beschworen, dass der Meister
Seiner Sinne nicht mehr Herr war,
Sich selbst erschoß im Auenwald,
Um aufzuerstehen alsbald.

27.8.21
A.R.