chétane

Nein, kein guter Christ,

Der diese Zeilen niederschrieb.

Bloß ein übellauniger Chronist,

Der die verdammte Zeit nicht liebt.

Der gern dort ist,

Wo die Verlogenheit sich zeigt,

Der gern dahinter steigt,

Wo Du grad abgebogen bist.

 

Der Dich frisch ertappt

Bei Hurerei und Heuchelei.

Hat das zur Genüge selbst gehabt

Und hasst die Selbstgenügsamkeit.

Der fest zuschnappt,

Wenn Wort mit Tun sich widerspricht,

Zerrt Hinterhalt ans Licht

Und schaufelt Dir und mir ein Grab.

 

Kein Geläut betört,

Der diese Zeilen niederschrieb.

Einer, der scharf sieht und hört

Und was vom Tage übrig blieb

Vollends zerstört

Im scheelen Röntgenblick,

Von Hochmut ausgetrickst

Sich wider Fehlbarkeit empört.

 

A.R.

 

 

Silver goal an‘ sudden death

 

Juni 2020, die Chöre singen

Noch nicht wieder Chor.

Auf dem Bolzplatz juchhe

Mein erstes Nachcoronator.

Nach Corona? Dumm, naiv, gefährlich!?

Seitdem mach ich die erste Bude jedes Mal.

Ich führ mich auf, nein bin ein Fußballgott.

Hinten drin steht Hofnarr Doktor Karl.

 

Doktor Karl ist keine Lusche,

Stellt sich vor die gegnerischen Pfosten.

Hat die Fliege abgenommen, macht den

Ausputzer für den Libero Professor Drosten.

Wenn’s nach ihm geht, rollt kein Ball nicht.

Da fällt mein fünfter Treffer, ein Traum.

Doktor Karl erinnert an die Maskenpflicht,

Die hilft sagt er auf engstem Raum.

 

Charly Lauterbach stößt ab:

„Ihr seid die Quelle

Für das Covid-19, seine zweite Welle.“

Da rollt sie auch schon auf sein Tor zu.

Der Spielfluss bricht nicht ab.

Dazu die Mahnung dieses Narren: “Ihr werdet sehen, was Ihr davon habt!“

 

Da klingelts wieder in dem Kasten.

Ablaß übertönt des Narren Schelle.

Kleines Loch in seiner Deckung.

Die Torflut läßt sich nur ermessen,

Weil ich laut und deutlich zähle.

Ich weiß sehr gut von Abwehr auf Angriff umzuschalten: “Karl, sind wir der neue Superspreader,

Ein heißer Infektionsherd?

Das war mein bestes Spiel,

Die Sache wert.“

Was im Busch ist

Die Kirchenoberen von Essen
Blicken ernst von den Plakaten.
Sie stimmen an mit Jauch und Gottschalk:
Leute, bitte Abstand halten!
Beginnt nun so der neue Psalter?
Muß wohl, denn der Herr tut Wunder:
Hat Judas jetzt ans Kreuz gehangen
Und den Heiland am Holunder.

Die neuste Fallzahl wird zur Botschaft,
Hilft der Prominenz der Boten.
Die Ersten bleiben nun die Ersten
Und die Toten bleiben Tote.
Die Lieder werden stumm gesungen.
Furcht herrscht vor Aerosolen.
Das Air von Bach geht auf der Orgel.
Was nicht geht, das sind Triolen.

Was war die Keule der Germanen
Gegen diese Virenschleuder!
Wer gestern Hand anlegen musste,
Wird durch Husten heut zum Mörder!
Ein Fall für Doktor Freud, den Wiener.
Herdentrieb und Hysterien:
Der Mensch als Weib, als Wurm, gepaart mit
Adams Allmachtphantasien.

Die übrige Natur erholt sich.
Drüben flattern Vogelarten.
So bunt, so hip wie Jauch und Gottschalk
Vor Jahrzehnten einmal waren.
Beginnt so das neue Zeitalter?
Muß wohl, denn der Herr tut Wunder:
Der Dornbusch fing an Pfingsten Feuer
Ohne kirchliche Erlaubnis.

10.5.20

A.R.

sous terrain

Vor meinen Fenstern sprießen Disteln.
Lasst sie gefälligst unbeschnitten.
Aus meiner Feder schießen Episteln
Gegen die Krone und gute Sitten.
Ein braunes Kätzchen lugt hinunter.
Einst war sie so frei hinein zu tappen.
Bei mir geht’s lustig zu und munter.
Niemand braucht nach Luft zu schnappen.

Wer stirbt heut noch vom Leben gesättigt?
Wem nützt wahrhaftig der Fleiß der Bienen?
Ich stahl den Mais, ich rupfte den Rettich,
Fuhr Schwebebahn unter den Schienen.
Ein Mädchen schwenkt die rote Fahne,
Wo jetzt alle die weiße hissen.
Im Engelsgarten unter der Platane
Glühten Lippen, erblasst nun unter Kissen.

3.5.20
A.R.

Though they murdered six million

Es ist Krieg, Mann!
Die Deutschen liegen vorn:
60tausend Tote in Italien,
Frankreich, Spanien,
Auch Belgien wirkt überfallen.
Die Soldaten des Robert-Koch-Instituts
Machen täglich Meldung.
Die Deutschen zählen eifrig
Bei sich ein paar tausend Tote.
Genau genommen sechs.
Das ist historisch:
Die Deutschen sind empfindlich
Seit Dresden und Dachau.

A.R.