Zeitfenster

Mein Liebling läßt den Schmerz nicht
In ihr Haus.
Darum muß jetzt Schluß sein.
Zwischen uns ist’s aus.

Nicht ganz unbefleckt
Kehrt sie heim
In ihr Familienprojekt.
Fürs ganz Neue
Fehlt ihr die courage.
Bleibt beim Manne,
Nicht nur der bagage.

Liebling, ich bin
Gut für zwischendrin!
Dein Zeitfenster für mich
Schieb dir ruhig in den Arsch.

Was Du nicht leiden willst –
Ich hab’s durchlitten.
Mitten in der guten Stube
Hab ich’s Tischtuch zerschnitten.
Schau wie meine Kinder
Weiterhin gedeihen,
Während deine immer lauter
Oder leiser schreien.

Denk scharf nach, Süße.
Medizin schmeckt bitter.
Du brauchst mein Messer:
Ich bin dein Schnitter!

A.R.
12.1.16

Dein Hund spurt und mault

Du sagst ihm à quelle heure.
Schon kommt dein Réprobateur.
Wie ein Hund so flink:
Von Dir genügt ein Wink.

Mit seinem Schwanz
Vollführt er einen Tanz.
Er kommt auf Deinen Pfiff:
Von Deiner Hand langt ein Griff.

Er ist kein dummer Hund.
Kein reiner Tor.
Denn es kommt die Stund‘:
Da wirft er Dir das alles vor.
Na und?

Komische Oper

Du schaffst die dargereichten
Rosen weg,
Bevor sie aufgeblüht.
An einen sicher’n Ort,
Zur Freundin hast Du sie gebracht.
Ich find das abgebrüht.
Aber wie schaffst Du
An uns’re Liebesnacht
Die Erinn’rung fort?

Okay, Du mußt
Dein Bett nicht neu beziehen.
Bei Dir im Haus
Riecht nichts nach mir.
Unser Glück scheint nur geliehen,
Zählt nicht zum Geschirr.
Wir war’n bei ihr.

Du tust so aufgeräumt.
So wohl sortiert.
So akkurat.
Kein Vers von mir bei Dir,
Alles ist bei ihr verwahrt:
„Kontaminiert“.
Doch sag hast Du nicht wieder mal
Von jener Nacht geträumt?

Die kleinen wie die großen
Lügen bringst Du
Lässig vor.
Wer Dich mit Deinen Worten
Fesseln, knebeln will,
Den trifft Dein Spott.
Mein bester Freund
Nennt Dich bigott.

In der Tat bist Du ein bißchen sehr
Auf Deinen guten Ruf bedacht
(Dir fehlt so dieses:
„Leck mich anne Fott!“).
D’rum fällt Dir die Erinn’rung schwer
An das Versprechen jener Nacht.

Ah, Du hast ja
– außer allem –
Rein nix versprochen.
Du hast im geilsten Atemzuge
Schluß gemacht.
Ah, hab ich mich jetzt versprochen?
Ich meinte die Verbrechen
Jener Nacht.
Sind wir nicht bigott?

Behandelst Du mich nicht
Wie einen Dieb?
Doch wenn der Fuchs die Gans,
Aber die Gans dem Fuchs
Das Herz stiehlt,
Sind sie dann nicht beide Diebe?
Komische Oper.
Komische Liebe.

Geiz

Du wolltest mich vorüber gehen lassen
Wie ein läßliches
Gefühl.
Wie ein Wetter
Vor dem Gewitter,
Das sich abkühlt.
Doch nun kleben die Klamotten.
Etwas von mir
Hängt tief in Dir drin.
Aber Du willst
Weiter trotten
In Dein Besitztum,
In dem Ich
Nichts bin.

Du gabst den Kuß:
Hast ihn sogleich verraten
Wie ein läßliches Gefühl.
War das Zeichen
Für Deine Soldaten
Mich abzuführ’n.
Jetzt zerreißen
Die Klamotten.
Aber Du legst
Deine hohle Hand
Vor den Mund und
Staunst
Über ein kleines
Mißgeschick.
Du willst nicht spür’n.

Mein böses Maul

Morgen graut.
Mein linker Fuß
Will vor die Tür.
Mein böses Maul
Den Leuten sagen
Wie gern Du mich berührt.

Ich stieg durchs Fenster
Bei Dir herein.
Du empfingst mich heimlich
Bei dem Monde schwachen Schein.
Zöge ich’s ans Licht
Unendlich peinlich
Käme das für Dich.

Ich müßte mal entgiften
Das böse Blut
In meinen Venen.
Mein rechte Hand
Will Deine Maske liften.
Das tat so gut
In Deinem Herzen
Sehnen,
Unruh stiften.
Nun hilft nur noch
All das aus zu merzen.

In meinem Buch des Lebens
Möchtest Du nicht stehen.
So laß uns tun,
Als sei nie was gewesen.
Laß uns aus ein ander gehen.
Wir lassen’s ruh’n
Für dieses Leben.